Mittwoch, 15. Juli 2015

Guten Tag, ich wohn' jetzt hier!

Mittwoch, der 15. Juli 2015. 

Mein Verlobter Christian und ich hatten schon oft darüber geredet, dass wir gemeinsam einen Hund halten wollen - diese Idee ging vor allem von mir aus, da ich, seitdem bzw. eine Weile nachdem mein Hund Jimmy (Flat Coated Retriever Mischling) am 12. August 2008 eingeschläfert werden musste, gern wieder einen Vierbeiner in meinem Leben und in meinem Herzen haben wollte. Christian hat eigentlich, also offiziell, Angst vor Hunden. (Upps.) Ich schaute daher generell recht häufig in verschiedene Anzeigenportale, vor allem in die eBay-Kleinanzeigen-App, sah mir die dort angebotenen Hunde, Junghunde und Welpen an und schmachtete vor mich hin. So also auch an diesem Tag, kurz vor Ende meines Sommersemesters in der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Plötzlich stieß ich auf die Anzeige einer jungen Familie, die ihren Australian Shepherd Welpen aus gesundheitltichen Gründen eines Familienmitgliedes abgeben wollten. Ich hielt Christian mein Smartphone unter die Nase, auf dem ein Bild der dreieinhalb Monate alten, kleinen und sehr flauschigen Hündin zu sehen war. Er liebt flauschige Hunde. "Schreib die Besitzer doch einfach mal an.", sagte er. Gesagt, getan. Ich war aufgeregt, doch gleichzeitig dachte ich mir, dass das eh nichts werden würde - in den Wochen zuvor hatte ich und hatten wir als Paar so viele, wenn auch eher unbedeutende und kleine (nicht auf Hunde bezogene) Rückschläge erfahren, dass ich nicht mit einer Nachricht der Besitzer rechnete. Doch ich bekam eine Nachricht. 
Kurze Zeit darauf bekam ich sogar einen Anruf, noch bevor ich auf die Nachricht der Besitzer reagieren konnte. Ich unterhielt mich mit der Vorbesitzerin, die in Schwelm wohnt, über die Kleine, ihren Charakter, darüber, dass das Kind der Besitzerin auf die Hundehaare stark allergisch reagiert hatte und sie die Welpendame deswegen schweren Herzens aber schnellstmöglich abgeben wollte, um ihr Kind nicht weiter zu gefährden. Ich sagte ihr, ich müsse mich mit meinem Verlobten beraten und würde mich danach nochmal bei ihr melden. Mein Verlobter stand zwar schon mit einem Bein in der Wohnungstür, da er ins Fitnessstudio wollte, aber er ermutigte mich, mir die Hündin zumindest mal anzusehen, vielleicht sogar zu kaufen, und Gleiches tat auch meine Mutter, nachdem ich sie in meiner völlig aufgeregten Stimmung endlich erreicht hatte. Also fuhr ich hin. 
Gute 45 Minuten fuhr ich mit wackeligen Beinen, zitternden Knien in Richtung Schwelm, verfuhr mich kurz, da mein Navigationsgerät nicht mehr auf dem aktuelllsten Stand der Dinge ist, kam aber trotzdem an meinem Ziel an, machte mich, noch immer zitternd und wackelig, auf die Suche nach einem  Parkplatz. Wackelnd und zitternd stieg ich die Stufen zum Hauseingang hoch, klingelte an der Tür, ging die Treppen zur ersten Etage hoch - die Tür ging auf und da war sie: Bella
Sie stürmte auf mich zu, warf sich vor meine Füße, drehte sich auf den Rücken, präsentierte mir ihren Bauch, leckte meine Hände ab, wedelte wie verrückt mit ihrem Schwanz, wuselte mir kreuz und quer durch die Beine. Ich begrüßte ihre Besitzer so gut es ging, stellte meine Handtasche ab, setze mich zu ihr auf den Boden. Sie kletterte begeistert über meine Beine, stieg mit beiden Vorderpfoten in meine Tasche, wuselte wie wild durch die Gegend, zu ihrer Besitzerin, zu deren Freund, zu einer Freundin der Familie, kam zu mir zurück, leckte wieder meine Hände und dieses mal auch mein Gesicht ab, zog vorsichtig mit ihren winzigen Milchzähnen an meinen Haaren. 
Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich blieb eine oder eineinhalb Stunden bei den Besitzern, genau weiß ich es gar nicht mehr. Christian war schon kurz davor, mir nach Schwelm zu folgen, weil er mich via Handy nicht erreichen konnte, doch er hatte die genaue Adresse nicht. Die Besitzer und ich unterhielten uns über Bella, geboren am 25. März 2015, ein Australian Shepherd, wohl reinrassig, in der Farbe "Blue Merle" (grau/schwarz, weiß, rotbraun), ein blaues und ein braunes Auge, darüber, dass sie mit ihren dreieinhalb Monaten beachtlicherweise schon stubenrein war, über ihre verschiedenen Spielzeuge, ihre Liebe zu Kindern und allen anderen Menschen, darüber, dass sie sich bei Autofahren ganz ruhig verhält und über ihr Futter. Der Freund der Besitzerin zeigte mir, wie er immer mit Bella und einem Tau spielte, sie biss sich darin fest, er hob sie von einer Position in die nächste - ein fatales Spiel, wie ich einige Zeit später feststellen musste, aber in diesem Moment fand ich es süß, wie sie sich anstrengte, das Seil nicht loszulassen. Außerdem zeigte die Besitzerin mir Bellas Quietschspielzeuge, die Bella gleich ganz wild durch die Gegend jagte und auf denen sie Ewigkeiten quietschende Geräusche erzeugend herumkauen konnte. 
Meine Entscheidung war jedoch schon bei der Begrüßung durch den kleinen Wirbelwind gefallen: Ich wollte sie mit nach Hause nehmen. Den vereinbarten Kaufpreis hatte ich dabei, einen Vertrag setzen wir auf, und noch am gleichen Abend nahm ich Bella mitsamt all ihrer Habseligkeiten mit: Futter, Spielzeuge, Wurmkur, Zeckenzange, ein überdimensional großes Hundebett, Leinen, Leckerchen, Impfpass. 
Mit wieder einmal wackelnden und zitternden Beinen, aber mit dem breitesten Grinsen im Gesicht, das man sich nur vorstellen kann, stieg ich in mein Auto, auf dessen Rücksitz die kleine Bella vollkommen entspannt lag, rief meine Mutter an, stellte das Smartphone auf "Freisprechen" und startete den Motor. Ausführlich berichtete ich ihr von Bella, von dem Gespräch mit ihren Vorbesitzern, von allem, was man mir mitgegeben hatte, von ihrem Schlaf auf dem Rücksitz. Nach dem Gespräch hielt ich an, rief Christian an und erzählte auch ihm alles. Wir telefonierten über die Dauer meiner gesamten Rückfahrt miteinander. 
Wieder in Mettmann angekommen holte Christian uns beide am Auto ab. Begeistert stürmte Bella auf ihn zu, präsentierte sich von ihrer quirligsten Seite, sie stürmte auch die Wohnung, erkundete welpentypisch interessiert jede Ecke, jeden noch so kleinen Winkel und beschloss, dass der beste Platz für sie, für die Beobachtung der neuen Situation, der flauschige Wohnzimmerteppich sei. 

"Guten Tag, ich wohn' jetzt hier!"
Das ist sie also: Bella, der kleine Wirbelwind, der mit sofortiger Wirkung unser gesamtes Leben auf den Kopf stellen wird.

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